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Hilo Café
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Als Martin Rojas im Jahr 2013 im Rahmen eines Praktikums bei der Deutschen Bahn das erste Mal in Deutschland war, fragte ihn sein Chef: „Du bist doch Kolumbianer, du musst doch richtig Ahnung von Kaffee haben...“ Etwas beschämt musste Martin zugeben, dass er eigentlich überhaupt nichts über Kaffee wusste.
Diese Frage war aber der Auslöser, um sich nach seiner Rückkehr nach Kolumbien im Rahmen seines Studiums der Wirtschaftswissenschaften intensiv mit den Bedingungen des Kaffeeanbaus und der wirtschaftlichen Situation der Kaffeebauern zu beschäftigen. Sehr schnell erkannte er, dass der traditionelle Kaffeehandel die ökonomische und őkogische Ungleichheit in seinem Land eher verstärkt als vermindert. Gerade unsere „preisbewusste" Art des Kaffeekonsums in Deưtschland zwingt die Kaffeebauern zum Anbau von Monokulturen, zur Abholzung des Regenwaldes, zum Einsatz von Pestiziden und lässt keine Planungssicherheit zu, auf deren Basis Bildung und ökologisches Bewusstsein aufbauen. So können die meisten kolumbianischen Kaffeebauern nicht richtig lesen und schreiben, weil die Kinder bei der Produktion helfen műssen und keine Bildung erhalten.
Einige Jahre später ist Martin Rojas als Student an der Universität Leipzig im Rahmen des internationalen Masterprogramms „Sustainable Development" (nachhaltige Entwicklung) zurück in Deutschland. Gemeinsam mit einem jungen, multikulturellen Team beginnt Martin seine Fäden zu spinnen und „Hilo Café“ zu gründen. Denn „hilo“ bedeutet auf Spanisch „Faden" – ein Faden, der die Kaffeeproduzenten direkt mit den Konsumenten verbindet. Und so wie ein einzelner Faden schnell zerreißen kann, bilden viele Fäden ein starkes Seil.
Die Idee hinter Hilo ist, die konventionelle Wertschöpfungskette des Kaffees durch eine Vertrauenskette zu ersetzen. Eigentlich geht es bei Hilo gar nicht um Kaffee. Es geht um Nachhaltigkeit.
„Inspiriert durch das Konzept vom bedingungslosen Grundeinkommen ermöglichen wir den Kaffeeproduzenten ein würdevolles Leben und durch Bildungsprojekte stärkt Hilo die lokalen Gemeinschaften. Dies sind die Grundlagen, um die Komplexität wahrzunehmen und den Grundbaustein für einen ökologisch nachhaltigen Kaffeeanbau zu legen.“ erklärt Martín Rojas.
Über eine erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne wurden nicht nur knapp 11.000 Euro Startkapital eingesammelt, es wurde auch der Nachweis erbracht, dass die Idee einer nachhaltig orientierten Wertschöpfungskette im Kaffeehandel einen Markt in Deutschland hat. Kaufen kann man den Kaffee nicht nur über die Webseite von Hilo (https://hilo.cafe), sondern auch auf dem Samstagsmarkt in der Plagwitzer Markthalle, außerdem werden verschiedene Cafés, Büros und Co- Working-Spaces in Leipzig beliefert. Über die Webseite kann man sein persönliches Kaffee-Abo abschließen - denn 200 Jahres-Abos sichern einer Bauernfamilie in Kolumbien ein Grundeinkommen für ein Jahr. Zusätzlich unterstützt Hilo aus den Verkaufserlösen das Bildungsprojekt „Jardin Municipio Lector" in Kolumbien.
Das Team von Hilo arbeitet bisher freiwillig und ehrenamtlich. Eine der größten Herausforderungen für die Zukunft ist, aus dieser ideellen Initiative ein „richtiges“ Unternehmen wachsen zu lassen. Vieles wurde in der Vergangenheit improvisiert - aber kann man so ein Unternehmen aufbauen und führen? Das Angebot „Gründungsunterstützung für Migrantinnen und Migranten“ der Stadt Leipzig und besonders die Teilnahme an den Workshops gab ihm die Möglichkeit, sich ein qualifiziertes Feedback zu seinem Vorhaben zu holen und drängende Fragen für die anstehende Unternehmensgründung zu beantworten. Und nicht zuletzt haben sich auch zwischen Teilnehmern neue „Fäden“ gesponnen: ein anderer Gründer hat gerade einen Podcast über Hilo produziert, ein anderes Gründerteam möchte ein Café eröffnen und wird sicher den Kaffee einer Kaffeebauernfamilie von Hilo ausschenken.
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